Was ich im (Master-) Studium über mich gelernt habe

Mein Abitur beendete ich mit einer drei vor dem Komma, meinen Bachelor mit einer zwei vor dem Komma und das Ziel war es meinen Master mit einer eins vor dem Komma zu beenden. Drei, Zwei, Eins. Ende. Mein Studium ist vorbei. Sechs Jahre, plus minus. Nichts, was ich missen möchte.

Danke an meine Lehrer:innen in der Schule, die mir immer das Gefühl gegeben haben, schlecht zu sein und absolut keine Motivation an den Tag legten, uns zu beweisen, wir gut wir eigentlich sein können. Zum Glück sind die meisten meiner damaligen Lehrer:innen mittlerweile im Ruhestand. Die Schulzeit kann wirklich eine gute Zeit sein, aber leider auch für viele die schlimmsten Jahre überhaupt. Um ein paar Themen zu nennen: Mobbing, Selbstwertgefühl und generelles Bewertungs- und Bildungssystem. Die Schule war mein solides Mittelfeld.

Im Bachelor saß ich dann zumindest vor Thematiken, die mich interessierten. Hier habe ich meine erste Selbstständigkeit erfahren. Im Studium und auch privat. Man wird erwachsen oder versucht es zumindest zu sein. Ich hatte nie das Ziel eine Überfliegerin zu sein. Ich machte das, woran ich Spaß fand. Ich wollte nur bestehen. Der Bachelor war der Anfang solider Arbeit.

Dann kam der (Corona-)Master, welchen ich tatsächlich hauptsächlich online absolvierte. Es war eine wilde Zeit. Und diese Zeit hat mich so sehr geprägt, dass ich zur „Streberin“ wurde. Ich war mittlerweile an dem Punkt, dass ich wahrscheinlich geweint hätte, wenn ich eine 2,0 oder schlechter geschrieben hätte. Die Devise war: Immer eine eins vor dem Komma zu haben. Der Anspruch an mich selbst war also allgegenwärtig. Im Bachelor waren mir die Noten zunehmend egal, ich wollte einfach nur bestehen. Ganz nach dem Motto: 4,0 gewinnt. Die Corona-Zeit und die Regelung, dass man sich mit niemandem treffen durfte, sorgte dafür, dass ich mich eben auf meine Uni-Sachen stürzte. Ich wurde selbstbewusster, verstand meine Lehrenden nicht mehr in einer Hierachie, sondern begegnete ihnen auf Augenhöhe. Zeigte Stärke, Mut, stand für mich ein und sagte, was mir auf dem Herzen lag. Der Master war meine solide Krönung.

Danke an alle Menschen, die nicht an mich geglaubt haben. Die meinten, dass eine fünf oder 4- auf dem Schulzeugnis mich „motivieren“ solle. Meine Motivation gab ich mir im Studium schließlich selbst. Ich habe jede Sekunde genossen. Wirklich. Egal, wie anstrengend das Lernen oder jede Gruppenarbeit war. Ich weiß jetzt, dass ich alles schaffen kann. Egal, was auf mich zukommen mag. Ich bin sehr stolz auf meinen Werdegang. Auf die Resultate, die ich erzielt habe. Egal, wie gut oder schlecht sie auch gewesen sein mögen. Jedes Down konnte mit einem Hoch aufgewogen werden. Jedes Seminar war eine Bereicherung. Egal, ob ich etwas verstand oder nicht. Es ist die Herausforderung (an mich selbst) gewesen, mich stolz zu machen. Das Reinhängen in meine Uni-Projekte war für mich. Und auch ein bisschen für all jene, die nicht an mich geglaubt haben. Die mir reingeredet haben oder nicht an mein Gelingen festhalten konnten. Auch wenn die meisten es wahrscheinlich nie wissen werden. Schlechte Ergebnisse haben mich nie motiviert, sondern die guten Ergebnisse. Die guten Resultate haben mir gezeigt, was ich kann, worin ich gut bin, was mir Spaß macht. Es war meine Challenge besser zu werden und zu sein. Zurück bleibt eine Zufriedenheit, die mich vollends erfüllt. Ich habe es geschafft. Mit allen Hürden. Mit jeder Achterbahnfahrt. Ich kann auf die letzten Jahre zurückschauen und sehe, was ich geleistet habe. Häufig vergessen wir, was wir bereits alles geleistet haben. Wir dürfen stolz auf uns sein und uns dafür danken, was wir tagtäglich leisten. Also Danke! An Euch, an Dich und auch an mich. Der Lebenszirkel bedingt alles, was irgendwie zusammenhängt. Der Kreislauf schließt sich vorerst hier. Es geht weiter in das nächste Kapitel des Lebens: Die neue Selbstständigkeit im beruflichen Kontext.

Stadt, Land, Mensch – dein letzter Text

Das erste Mal alleine verreisen, wenn auch nur in Deutschland, ist das Spannendste, was man machen kann. Ich hab’s getan. Doch, das soll eine andere Geschichte gewesen sein. Bei dieser Reise habe ich ein paar Städte besucht und mir diese angeschaut. Und bei diesen Städten war auch „seine“ dabei.

Nach unserem letzten Kontakt vor acht Monaten bin ich ihm so nah wie noch nie gewesen. Als ich durch die Straßen und Gassen geschlendert bin, habe ich mich immer wieder gefragt, ob ich ihn erkennen würde. Ob er vielleicht schon an mir vorbei gelaufen ist und wir uns nicht erkannt haben. Und was wäre, wenn er jetzt vor mir stehen oder ich ihn sehen würde? Würde ich ihn ansprechen? Wahrscheinlich nicht, weil ich auch in seiner Stadt war, um wirklich den aller aller allerletzten Abschluss zu haben. Und den bin ich mir schuldig. (Spoiler: ich habe den Abschluss bekommen, den ich haben wollte.)

In seiner Stadt habe ich mich wohlgefühlt. Vielleicht auch dadurch, dass ich weiß, dass er selbst diese Verbundenheit zu all dem hat. Für ihn ist es Heimat, für mich aber nicht mehr. Für mich ist es „nur“ eine Stadt, die ich mit ihm verbinde. Ich weiß jetzt, dass man Städte und gleichzeitig Menschen, die im übertragenen Sinne für einen Ort stehen können, endgültig verlassen kann. In seine Stadt werde ich wahrscheinlich nie wieder zurückkehren. Weder beruflich noch privat. Aber ich war dort und habe alles in mich aufgesogen. Kurz gefühlt, wie es gewesen wäre, wenn ich tatsächlich dort meinen Master gemacht hätte. Ich habe mit irgendwelchen Menschen in der Schlange an der Kasse im Supermarkt gesprochen und war in dem Moment irgendwie eine von ihnen. Als würde ich dazu gehören und für immer bleiben.

Ich bin früher gefahren, als es meine Fahrkarte abgedruckt hatte. Als ich auf meinem Platz saß und der Zug noch im Bahnhof stand, bereit zur Abfahrt, habe ich rausgeblickt. Einen letzten Blick auf seine Stadt und vielleicht auch auf ihn geworfen. Voller Emotionen saß ich da und hatte Tränen in den Augen. Ich wollte gehen und gleichzeitig bleiben. Noch einen letzten Moment wollte ich in seiner Nähe verweilen. Das auskosten, wo er all die Jahre seine Heimat gefunden hatte. Aber mich hielt dort nichts mehr.

Als der Zug losfuhr und den Bahnhof verließ, wusste ich, dass ich dich damit ein letztes Mal verlassen hatte.

Hallo Busfahrer

Wie sehr mich die Pandemie in den Fingern hat? Nun, lasst mich dazu eine Story erzählen.

Früher, wenn ich Bus gefahren und ich vorne eingestiegen bin, habe ich immer den oder die Busfahrer*in gegrüßt. Hallo, guten Morgen. Das übliche halt.

Jetzt bin ich seit gefühlten Jahren nicht mehr Bus gefahren. Bis heute. Ich habe meine Fahrkarte vorgezeigt und wollte nach hinten durch gehen. Plötzlich hat mich der Busfahrer gegrüßt und ich war für einen kurzen Moment überfordert. Ich habe vergessen ihn zu grüßen. Meine soziale Kompetenz lässt nach. An was für Umstände gewöhne ich mich hier gerade?

Wenn ich jetzt draußen unterwegs bin, dann habe ich noch größeren Respekt vor den Menschen draußen. Nicht, weil sie alle komisch sind, sondern weil ich seit Ewigkeiten nicht mehr unter ihnen war. Wie verhält man sich noch einmal in der Öffentlichkeit? Verlernen die anderen auch zunehmends ihre soziale Kompetenz und Verantwortung? Wie weit wird das noch gehen? Brauche ich danach erst einmal ein Jahr, um mich wieder an Menschen zu gewöhnen?

Distanz tritt nicht nur im eigenen Umkreis auf, sondern auch in der Öffentlichkeit. Wenn mir jemand entgegen kommt, dann gehe ich auf der Straße oder halte kurz in einer Einfahrt an, damit die Distanzregel eingehalten wird. Da bekomme ich kein Dankeschön, dass ich den Weg frei gemacht habe und darauf achte. Nein. Es wird schon als gegeben erachtet, dass sich jemand distanziert und Platz macht. Und es nervt mich. Ich tue das ja nicht nur für mich, sondern auch für alle anderen. Ich weiß, Dankbarkeit war für viele vorher schon ein Fremdwort, aber gerade jetzt sollten wir doch dankbar für das sein, was wir haben. Dankbar sein für kleine Gesten.

Im Gegensatz dazu ist mir dafür heute aufgefallen, dass es trotzdem noch einige Menschen gibt, die auf andere achten. Heute habe ich oft Danke gesagt. Danke dafür, dass mir jemand im Zug Platz gemacht hat, als ich aussteigen wollte. Danke dafür, dass mir jemand beim Einkaufen einen schönen Tag gewünscht hat. Und nicht nur ich habe Danke gesagt. Platz machen, Türen aufhalten, einen schönen Tag wünschen. Das sind ebenfalls Momente, wo einem ein Danke entgegen gebracht wird. Mal von mehr Leuten, mal weniger.

Ich hoffe, dass wir unseres soziales Miteinander und den Umgang untereinander nicht verlieren. Danke an all die Menschen da draußen, die auch noch Danke sagen und es so meinen.

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