Die Kunst allein zu sein oder 3 Dates mit mir allein

Die Corona-Pandemie hat nicht nur das Alleinsein gefördert, sondern auch die Einsamkeit. Jetzt, wo diese Zeit „vorbei“ ist, muss sich dieser Veränderung auch angepasst werden. Aber allein und einsam zu sein, das gab es auch schon davor, während beispielsweise Trennungen, Verluste oder Distanz Auslöser dafür sein können.

In mein Tagebuch schrieb ich Anfang des Jahres in mein Jahres-To-Do, dass ich drei Dates mit mir alleine verbringen möchte. Weil das Alleinsein viel mit einem macht, genauso wie die Einsamkeit. Da ich gefühlt ständig unter Menschen bin und häufig auch eben mit jenen unterwegs, fehlte der direkte Kontrast zur Gemeinschaft. Und das alleine abends im Bett verbringen oder einkaufen zu gehen ist dann doch eben kein direktes „Date“, sondern mehr die Pflicht. Zusammen ist man zwar weniger allein, trotzdem darf man auch einmal den Mut aufbringen und bewusst Dinge allein unternehmen.

So bin ich dieses Jahr das allererste Mal alleine auf ein kleines Konzert gegangen. Zwar habe ich mich anfangs unwohl gefühlt, weil ich keinen kannte und auch nicht das Bedürfnis hatte jemanden anzusprechen, dafür war das Gefühl auch gleich wieder verschwunden, sobald die ersten Töne angespielt wurden. Und sobald man merkt, dass die anderen Menschen um einen herum auch aus ganz vielen etwaigen Gründen dort sind, fühlt man sich auch weniger allein. Ich wollte mir dieses Konzert, diese Chance, nicht nehmen lassen, nur weil mein Umkreis die Musik nicht hört oder die Person nicht kennt. Also warum sollte ich mir das nehmen lassen? Meine Erfahrungen kann ich danach immer noch erzählen, wenn mich jemand fragt oder es wichtig erscheint.

Eine Freundin von mir tat selbiges und fuhr zu zwei Konzerten alleine, weil sie die Band vergöttert, aber so in ihrem Umkreis niemand großer Fan dieser Gruppe ist. Und wenn bestimmte Künstler:innen gerade zu einem bestimmten Zeitpunkt in Deutschland verweilen und man die Kosten tragen kann, dann darf man auch alleine zu einem Konzert fahren.

Mein zweites Date war dann ein Tagestrip nach Hildesheim, um mir die Sehenswürdigkeiten und die Stadt dort anzuschauen. Weil mir das Spaß macht und ich alleine auch so flexibel sein kann spontan woanders hinfahren zu können. Während ich anfangs noch mit Kopfhörern durch die Stadt ging, schaltete ich diese irgendwann ab, damit ich die Umgebung hören kann. Denn die Sinne wirken, wenn man sie bewusst verwendet. Und sobald man offen ist, kommt man auch super schnell ins Gespräch mit anderen Menschen dort. Sei es auch nur eine kurze Plauderei beim Ticket bezahlen.

Ich glaube, die Menschen, die einem einreden, dass es alleine ja „langweilig“ ist, die waren noch nie so richtig erfüllt gerne allein aktiv. Damit meine ich nicht alleine zuhause im Bett und die Me-Time (wobei die auch besonders wichtig ist), sondern das aktive „Ich fahre da alleine hin, weil ich das möchte, weil ich mutig bin, obwohl ich gerade erst lerne alleine zu sein“. Uns – vorallem Single-Frauen – wird häufig eingeredet, dass sie nicht allein sein dürfen. Frauen sind die (Achtung, Klischée!), die große Freundesgruppen haben, immer gemeinsam auf Toilette gehen, sich permanent austauschen und natürlich einen Mann an ihrer Seite brauchen, weil sie ja sonst unvollständig sind. Himmel, wie kann man denn nur bewusst alleine sein wollen? (Irony off)

Was aber bleibt, ist der Unterschied zur Einsamkeit. Denn die geht in die Richtung, dass man sich verlassen, allein gelassen und vielleicht auch unverstanden fühlt. Ich glaube, das verwechseln viele. Alleinsein tut nicht weh, Einsamkeit schon.

Was das 3. Date mit mir alleine wird, weiß ich noch nicht. Tatsächlich hatte ich vor mich alleine in ein Café zu setzen oder essen zu gehen, weil ich weiß, dass das eine Herausforderung für mich ist und meinen Mut erfordert. Aber ich weiß auch, dass wenn ich es einmal getan habe, es wahrscheinlich auch nicht mehr so schlimm sein wird. Manchmal sind wir unfreiwillig allein, das heißt aber nicht, dass das etwas Schlechtes ist.

Autor: wieinlimonade

Ich bin Mona und schaue manchmal ein bisschen zu viel Netflix, lese mehr oder minder viele Bücher, bin eher realistisch als romantisch und immer auf der Suche nach der Antwort auf die Frage: "Warum?".

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