Das Wo des Online-Datings

Das Studium lehrte mich: „The medium is the message“. Was so viel heißt, wie: „Das digitale Medium drückt auf unterschiedlichen Plattformen unterschiedliche Dinge aus“. Eine Mail zu schreiben ist seriöser, als beispielsweise über TikTok Schluss zu machen. Gleichzeitig bestimmen die User:innen selbst, auf welche Art und Weise das Medium genutzt wird. Also beispielsweise als Kommunikations- oder Unterhaltungsmittel. Das Online-Dating gehört zu jenen Plattformen dazu, da es ebenfalls auf unterschiedliche Weise genutzt werden kann. Spannend wird es aber nun, wenn man den Blick außerhalb der eigenen und der gezeichneten Grenzen schweifen lässt. Denn – Überraschung! – andere Länder sind da ein wenig anders, als wir Deutschen (im geographischen Sinne).

Da ich familiäre Verbindungen nach Skandinavien pflege, kann ich hiermit aus geheimer Quelle sagen: Dort wird das Online-Dating vorwiegend für lockere Verbindungen verwendet. Selbstverständlich gibt es das auch in Deutschland, sollen aber im Norden doch prozentual weniger feste Beziehungen gesucht werden als hier. Es ist also kein Wunder, wenn auch noch hierzulande viele der Meinung sind, dass im Online-Dating „alle“ nur unverbindlichen Spaß suchen. Dem ist hier nicht so, da es hier sehr viele Nutzer:innen gibt, die feste Verbindungen suchen.

Die nächste „Überraschung“, die eigentlich keine ist, ist dann, dass wir (=alle Menschen) selbstverständlich nicht 1:1 gleich kommunizieren. Mir wurde zugetragen, dass wir deutschen Online-Dater:innen lange Texte schreiben und viel mehr erzählen würden. Im Gegensatz zu Skandinavien, wo die Texte eher in die einsilbige Richtung gehen würden. Zudem würde die ganze Kommunikations- und Schreibsache in Italien und Österreich auch anders aussehen. Da meine geheime Quelle regelmäßig durch die Weltgeschichte reist und das Online-Dating nutzt, um neue Bekanntschaften in den jeweiligen Ländern zu knüpfen, kann diese Aussagen über ihre Erfahrungen und bemerkte Unterschiede machen. Selbst habe ich dies noch nicht überprüft.

Einerseits ist das irgendwie selbsterklärend, aber auch irgendwie spannend, wenn man bedenkt, dass wir manchmal auf unserer eigenen Sprache nicht gescheit kommunizieren können. Da ist es nur logisch, wenn andere es anders handhaben. Gleichzeitig stellt sich mir die Frage, ob die kurze Kommunikation mit der Absicht des Gesuchten zusammenhängt. Wird bei kurzweiligen Vergnügungen der Schreibstil dem Akt angepasst? Oder sind wir Deutschen Plappermäuler und wussten es einfach noch nicht? Eine kulturvergleichende Analyse über Ländergrenzen hinweg, würde wahrscheinlich Abhilfe schaffen, ist für meine Verhältnisse aber leider nicht möglich. Deshalb kann ich mich hier nur auf die Erfahrungen anderer stützen. Eine weiter Frage bleibt jedoch noch: Kann und sollte man das Was dem Wo anpassen?

Autor: wieinlimonade

Ich bin Mona und schaue manchmal ein bisschen zu viel Netflix, lese mehr oder minder viele Bücher, bin eher realistisch als romantisch und immer auf der Suche nach der Antwort auf die Frage: "Warum?".

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