Die Kaiserin (1. Staffel)

The Crown ist nun auch als deutsch-österreichische Version auf Netflix verfügbar, denn die tragische Geschichte der Kaiserin Sisi von Österreich wurde verfilmt. Bevor es in die Details geht: Ich habe es weg gesuchtet.

Eventuell kennen ein paar die schönen Filme mit Romy Schneider als Sissi in der Hauptrolle. Da es ja auf einer wahren Begebenheit beruht, lassen sich also dazu Parallelen finden. Grundsätzlich ist aber ein Faktencheck für mich in dieser Hinsicht irgendwie relevant, denn es beruht ja wie gesagt auf einer wahren Geschichte. Wie viel Drama darf also dazukommen?

Vorweg gibt es einen Pluspunkt für die Auswahl der Schauspieler:innen. Fand ich super. Die Kameraführung ebenfalls top. Die Bildszenen super. Die Kleidung auch sehr schön ausgewählt (obwohl mir gesagt wurde, dass sie nicht der Zeit entsprechen, aber schön sind sie dennoch). Obwohl ich absolut kein Fan von deutscher Produktion bin, musste ich hier schwach werden. In dieser Hinsicht sehr gute Arbeit. Kleinen Minuspunkt gibt es aufgrund dessen, dass keine echten Szenen aus Wien und Österreich stammen. So ist vorwiegend in Bayern (Bamberg, Bayreuth etc.) gedreht worden und das Schloss Schönbrunn oder die Hofburg in Wien nicht zu sehen. Das ist für mich tatsächlich sehr schade gewesen, aber aufgrund von Film- und Fotorechten mangels Geld auch wieder verständlich. Vielleicht ja bei weiteren Staffeln machbar.

Zur Handlung und den Charakteren inklusive historischem Faktencheck (SPOILER):

Franz, der Kaiser von Österreich, gebürtig aus dem Hause Habsburg, soll sich laut seiner Mutter Sophie endlich vermählen, sodass das Kaiserreich auch durch einen Nachfolger gesichert werden kann. Zur Auswahl steht dafür Helene, die Schwester von Elisabeth (welche Sisi genannt wird). Allerdings verlieben sich Franz und Elisabeth, weshalb diese heiraten. Da aber Elisabeth mehr stürmisch als kaiserlich ist, ist der österreichische Hof nichts für sie und dementsprechend ist Sisi Sophie ein Dorn im Auge. Denn was sich nicht beugt, muss brechen. Österreich hat zur gleichen Zeit Schwierigkeiten an den Grenzen Richtung Osten mit Russland und gen Westen mit Frankreich, sodass die Außenpolitik von Franz einer der Hauptpunkte der Serie ist. Doch nicht nur das, denn innenpolitisch scheint es auch zu Ausschreitungen und Intrigen aufgrund von Armut zu kommen. Von den eigenen Reihen innerhalb der Familie ganz zu schweigen.

Helene, also Sisi’s Schwester, wird ganz hervorragend von Elisa Schlott verkörpert. Ich muss gestehen, dass ich als erstes dachte, als sie nach der Schere greift, weil Franz sie nicht heiraten möchte, dass sie sich etwas antut. Verwundert war ich dementsprechend im ersten Moment, weil das ja nicht der Realität entsprechen würde. Zum Glück wurden dann auch nur die Haare gekürzt. Und ganz ehrlich: Ich liebe die neue Frisur. Ich erbete, dass wir in den nachfolgenden Staffeln noch ein bisschen mehr von Néné erleben dürfen.Kurzer Spoiler zu eigentlichen historischen Gegebenheiten: Néné und Sisi verband immer eine sehr enge Verbindung. Außerdem soll eigentlich keine Vermählung zwischen Helene und Franz vorgesehen gewesen sein, sodass auch nie ein Groll zwischen den Schwester herrschte. Aber für ein bisschen mehr Drama tun wir natürlich alles. Kurzer Spoiler Ende

Der Bruder von Franz, Maximilian, der auch auf Elisabeth abfährt, schmiedet hinter seinem Rücken seinen Sturz, um selbst Kaiser mit Sisi an seiner Seite zu werden. Ganz ehrlich: Ja, ich stehe schon immer auf Charaktere, die sonst keiner leiden kann. Aber Himmel, habt ihr euch Maximilian aka Johannes Nussbaum mal angeschaut und wie super er spielt? Ja, Maximilian tut mir einfach nur leid. Er hat die Art von Liebe wie zwischen Franz und Sisi noch nicht erfahren. Und das ganze Drama, was fast einer Dreiecksbeziehung gleicht, ist schön mit anzusehen. Ist es naiv zu glauben, dass ich den Maximilian aus der Serie hätte ändern können? Gosh, I love the villian. Außerdem sieht er irgendwie aus wie Prinz Friedrich aus Bridgerton, haha. Kurzer Spoiler zu eigentlichen historischen Gegebenheiten: Irgendwann wird Maximilian eine Charlotte heiraten, keine Kinder haben, den Titel Kaiser von Mexiko tragen, durch ein Kriegsgericht zum Tode verurteilt und erschossen. Bereits so gut wie verlobt war Maxi tatsächlich beinahe, wie in der Serie gezeigt, die Prinzessin von Brasilien starb aber wie im echten Leben leider an Lungentuberkulose. Maxi und Franz sollen aber immer eine Art Freundschaft geführt haben, obwohl zu Franz Missgunsten Maxi ein besseres Verhältnis zum Volk pflegte. Also ja, auch hier haben wir Überschneidungen zwischen Serie und Realität. Kurzer Spoiler Ende

Sophies weitere Kinder sind Anna, welche sie laut Serie im Alter von zwei Jahren verstarb (eigentlich mit vier Jahren gestorben). Der jüngste Bruder Ludwig Victor (Luziwuzi genannt), welcher hier mit roten Haaren erscheint, und ebenfalls unterschwellig als homosexuell aufgezeigt wird, soll es historisch gesehen auch gewesen sein.

Philip Froissant, welcher Franz verkörpert, erinnert mich an den Schauspieler Jannis Niewöhner. Die haben beide sehr ähnliche Stimmfarben. Und Himmel, Philip Froissant hat unglaublich schöne braune Augen! Der Bart ist zwar eigentlich auch nicht meins, aber er sieht damit einfach heiß aus 😀 Ja, Franz‘ Verhalten werde ich sowohl in der Serie als auch im echten Leben nie verstehen. Und auch das plötzliche verliebt sein zwischen Franz und Sisi wurde für meinen Geschmack etwas zu plötzlich dargestellt. Einmal geredet und schon verlobt. I mean, ihr kennt euch doch gar nicht? Aber vielleicht ist das genau das, was dargestellt werden soll: Franz braucht Sisi. Und je mehr er sie braucht, desto mehr zerbricht sie an den Regeln seines Lebens. Mir gefällt sehr gut das Aufgreifen von innen- und außenpolitischen Themen zu der Zeit. Franz hätte ich trotzdem von Zeit zu Zeit gerne ein „Fahr zur Hölle“ zugerufen, weil mir Elisabeth so leid tat und sie ja niemanden hat.

Devrim Lingnau spielt Elisabeth beziehungsweise Sisi und erinnert mich an die Schauspielerin Maria Ehrich. Sisis Vater ist natürlich absolut nicht überzeugt von der Heirat, was auch irgendwie verständlich ist. An dem Beispiel sieht man doch gerade, dass Liebe eben nicht ausreicht. Da gehört noch viel mehr dazu. Und während uns Sisi am Ende der letzten Episode klar macht, dass sie die Arbeiterschicht sieht, bedauere ich, dass sie nie selbst von der kaiserlichen Schicht gesehen wurde. Das Schönste aber am Ende: Der Blick von Sisi in die Kamera, was den Zuschauenden das Gefühl gibt von ihr gesehen zu werden. Ganz tolles Spiel mit der Kamera. Kurzer Spoiler zu eigentlichen historischen Gegebenheiten: Als Sisi und Franz heiraten, ist sie eigentlich erst 15 und er 23 Jahre alt. Ihr erstes Kind bekommt sie mit 17 Jahren. Passt also in der Serie nicht ganz genau. Bin gespannt, wie Weiteres in der Serie umgesetzt wird. Da kommt ja noch einiges auf uns zu. Und noch etwas zu Franz: Die Andeutung, dass Franz außerehelich entstanden sei, stimmt historisch gesehen natürlich nicht. Kurzer Spoiler Ende

Hofdamen mit den Namen Sophie Esterházy-Liechtenstein und Leontine von Wenckheim hatte Sisi tatsächlich, allerdings scheint das in der Serie ein bisschen abgewandelt worden sein, sodass aus Leontine schließlich Ava aka Leontine von Apafi wird, welche sozusagen von innen heraus das Kaiserreich durch das Volk stürzen will. Schade, dass dabei ihr geliebter Egon umkommt und sie gleich noch die gute Amalia in den Tod schubst. Charlotte von Stubenberg (historisch wahrscheinlich Charlotte von Majláth) beobachtet Leontines falsches Spiel (btw ist die Schauspielerin aus Fack ju Göhte). Mal schauen, welche Konsequenzen da noch auf uns zu kommen. Genauso wie mit Franz Geliebte Louise, welche mir echt dermaßen auf den Geist ging.SPOILER ENDE

Leider kann ich nicht die ganze wahre Historie aufgreifen, sonst würde das hier viel zu lang werden, und dementprechend ist es auch verständlich, dass die Produzent:innen das eben auch nicht in sechs Episoden machen können. Ich hab’s trotzdem sehr geliebt. Viel Drama, ein bisschen deutsch-österreichische Historie, ein bisschen Liebe, ein bisschen mehr Politik. Leider weiß ich nicht, woher die Macher:innen ihre Informationen bezüglich der wahren Begebenheiten nehmen, aber vielleicht könnte man in folgenden Staffeln da etwas näher an der Realität bleiben und mit Historiker:innen zusammenarbeiten und weniger auf Drama setzen, auch wenn das natürlich sehr gut zieht. Und ein bisschen enttäuscht hat mich tatsächlich die nicht echten Schauplätze sowie keine bayrischen/österreichischen Akzente beziehungsweise Dialekte. Dennoch war ich traurig, dass die erste Staffel endete. Ich bitte um ganz viel mehr. Im Ganzen eine klare Empfehlung, was das Drama angeht.

Erstelle eine Website wie diese mit WordPress.com
Jetzt starten