Mit beiden Beinen im Leben

Durch die Möglichkeit die Biografie beziehungsweise die Profilbeschreibung des Online-Dating-Profils zu füllen, stolpert man zunehmend immer über die gleichen Floskeln. Gleichzeitig schreiben manche Nutzende ihre Charaktereigenschaften dort hinein. Manche sind „mit beiden Beinen im Leben“, um damit auszudrücken, dass sie ihr Leben im Griff haben.

Irgendwie ist es aber auch schwierig den Satz zu interpretieren und zu verstehen. Was heißt das denn überhaupt? Sicher im Job? Geerdet im Charakter? Realistisch sein? Bewusst Hobbies ausüben? Und was soll es suggerieren? Yay, ein Mensch, der finanziell unabhängig ist, feste Freizeitaktivitäten und einen stabilen Freundeskreis hat? Und was ist, wenn man nur mit einem Bein im Leben steht (metaphorisch gesehen)? Wo steht dann das andere? Macht einen das weniger vollständig?

Fragen über Fragen und ich weiß noch immer keine Antwort darauf. Was vielleicht auch daran liegt, dass ich solche Profile meistens nach links swipe. Die Chance nachzufragen, wurde also noch nicht gegeben. Abgesehen davon, dass ich solch einen Ausdruck nie verwendet habe und wahrscheinlich auch nicht verwenden werde, frage ich mich nach dem Zweck der Aussage. Vielleicht, weil ich mir einfach nur „cool“ denke.

Eine ehemalige Kommilitonin hat, als ich bereits im Master war, ihre Bachelorarbeit ebenfalls über Online-Dating geschrieben. Dabei warf sie die Hypothese in den Raum, dass die geschlechtlichen Unterschiede noch immer seien, dass Frauen nach einem finanziell stabilen Mann suchen. Was irgendwie schade ist, weil ich noch nie einen Mann gehört habe, der nach einer finanziell stabilen Frau gesucht hat (also im heterosexuellen Kontext. Ich weiß, da sind weitaus mehr als nur zwei Geschlechter). Der Mann „muss“ in dieser patriarchalen Welt also noch immer das Geld nach Hause bringen. Aber man ist ja nicht automatisch ein besserer Mensch, wenn man einen guten Job hat, einen stabilen Freundeskreis und angekommen ist. Da gehört ja weitaus mehr dazu. Von kompatiblen Charaktereigenschaften ganz zu schweigen. Hätte ich bessere Chancen, wenn ich in meine Bio schreiben würde, dass ich mein Leben im Griff habe (zumindest die meiste Zeit)? Und ab wann steht man überhaupt mit beiden Beinen im Leben? Tut man das nicht eigentlich, sobald man eben lebt oder stehen kann? Ich finde die Aussage irgendwie schwierig. Dann schreibt doch lieber, was euch zu dem Menschen macht, der ihr zu sein glaubt. Aber das scheint im Online-Dating manchmal schon zu viel verlangt zu sein. Also, falls sich die Chance und Möglichkeit noch einmal in Zukunft ergeben sollte, werde ich nachfragen. Und selbstverständlich von der Antwort berichten. Denn vielleicht verstehen darunter auch nur alle, dass sie finanziell stabil sind und nicht um weitaus mehr Möglichkeiten, die die Aussage bietet.

Keep your legs closed (or not)

Auf meinem Online-Dating Profil existiert ein Bild, auf welchem ich lässig auf einem Stuhl vor meinem Spiegel sitze. Ein Spiegelbild in dem Sinne, was ich auch auf meinem Instagram hochgeladen habe. Lange Hose, T-Shirt und die Beine auseinander. Eine Einladung?

Mehrfach erhalte ich Nachrichten, ob ich Manspreading betreiben würde. Also das Verhalten von Männern nachahme, die an öffentlichen Orten mit gespreizten Beinen sitzen und damit mehr Platz als nötig einnehmen. Das tue ich selbstverständlich nicht, es ist einfach nur ein ästhetisches Bild vor einem Spiegel. Nichts anzügliches, außer, dass die Beine nicht verschränkt oder zusammen sind. Interessant ist die Interpretation davon und die Gedanken der Männer. Oh Gott, eine Frau, die auf einem Bild so sitzt wie die Mehrheit ihresgleichen? Himmel, das darf man doch nicht! Hoffentlich fühlen sich die Männer dadurch nicht zu sehr in ihrer geballten Männlichkeit verletzt (irony off).

In einer weiteren Nachricht erhalte ich die Frage, ob das Bild Schlüsse darauf gibt, was ich suchen würde. Weil ich ja „die Beine breit mache“, dementsprechend kann ich nur etwas Lockeres suchen. Die Interpretationen faszinieren mich immer wieder auf’s neue. Und die geschlechtlichen Ungleichheiten erst recht. Es ist nur ein Bild, bitte bleibt entspannt. Da muss man nichts interpretieren. Neulich fragte mich mein Vater, ob eigentlich alle Männer immer ihren Oberkörper im Online-Dating zeigen würden. Gute Frage. Die Antwort ist natürlich Nein. Aber genauso wie all jene oberkörperfreie Bilder hochladen, die für sie als ästhetischen Ausdruck sprechen („Schau, ich bin sportlich und habe mir Muskeln aufgebaut“), gibt es natürlich auch jene, die mit ihrem Körper signalisieren wollen, dass sie etwas rein Sexuelles suchen. In beiden Fällen zeigen die Männer dort ihre Haut. Was selbstverständlich nicht verwerflich ist. Es gibt mir dabei nur das Gefühl des Vergleichs „Oh, sie macht die Beine auf ihren Bild breit, das ist gleichzustellen mit freizügig sein“. Das ist natürlich nicht gleichzustellen. All jene Männer, die sich dafür entscheiden ein oberkörperfreies Bild hochzuladen, werden dafür nicht gerügt. Vielleicht bekommen sie einen Kommentar, dass sie körperlich gut aussehen. Aber dass sie darauf reduziert werden? Weiß ich nicht. Vielleicht hinkt auch mein Vergleich, ich weiß es nicht. Da müsste ein Mann mal aus Erfahrung sprechen, der „Haut zeigt“. Versteht mich nicht falsch, mir geht es nicht darum, wer was und wie viel auf einem Bild trägt, das darf jeder für sich selbst entscheiden. Gleichzeitig ist da natürlich wieder die große Debatte darum, dass Kleidung eben nicht signalisiert, dass man „einfach zu haben“ wäre und es so wollte. Kleidung ist keine Einladung. Die männlichen Nippel werden nicht sexualisiert, die weiblichen Brüste und Nippel aber schon? Muss man jetzt bei Beinstellungen schon aufpassen, was man für Bilder hochlädt? Ich denke, das möchte ich in die Debatte nicht mit aufnehmen.

Muss ich jetzt mein Bild herausnehmen, weil es das Falsche signalsieren könnte? Muss ich es löschen, weil es mich ein bisschen aufregt? Nein, natürlich nicht. Es ist schließlich nur ein Bild. Die Interpretation liegt bei den Betrachtenden, aber die „Künstlerin“ sagt, was letztendlich dargestellt wird. Meine Mutter gab mir den Rat, das Bild zu entfernen, weil es die falschen Leute anlocken würde. Was schwachsinnig ist. Da kommt die Feministin in mir durch. Auf dem Bild ist nichts zu sehen, was als freizügig oder sexuell interpretiert werden könnte. Ich bin vollständig bekleidet, man sieht abgesehen von nackten Armen keine Haut. Und wenn eine normale Beinstellung schon als sexuell angesehen wird, dann weiß ich auch nicht. Das spricht ja schon gegen die Personen, die darüber nicht reflektieren. Und es liegt auch nicht an dem Bild, dass es Menschen „anlockt“, die nur etwas Lockeres oder rein Sexuelles suchen, sondern an den Menschen selbst. Denn auch wenn das Bild nicht auf dem Profil existieren würde, würde ich auch immer noch nach wie vor Anfragen für etwas Körperliches bekommen. An dem Bild kann es also nicht liegen.

Die Menschen, die schlussendlich auf das Profil reagieren, sind ungefähr 3:100, was nicht wirklich viel ist. Da gibt es noch genug andere Männer, die nicht darauf Bezug nehmen, sondern sich normal mit mir unterhalten können und signalisieren, was sie suchen und finden möchten. Gleichzeitig zeigt es mir aber wieder, dass wir auf der gesellschaftlichen Ebene noch einiges zu tun haben. Das Thema der Gleichstellung zwischen den Geschlechtern, zwischen den Menschen, das Thema der toxischen Männlichkeit und der sexuellen Orientierung ist noch nicht abgeschlossen. Noch lange nicht. Deshalb ist es so wichtig etwas zu sagen. So mutig zu sein und zu sprechen und zu sagen „Hey, da gibt’s nichts zu interpretieren. Es ist so und nicht anders.“

Dick Pic Detector

Manchmal trifft man im Online-Dating auf Menschen, die nicht an etwas Ernsthaftem interessiert sind, sondern sich gerne mit Sexting oder Dirty Talk beschäftigen wollen. Oder einer Frau einfach mal ein Dick Pic senden wollen.

Dass ich ein Fan von Bumble bin, ist nichts neues. Yay, ich als Frau darf hier den ersten Schritt beim Schreiben machen und entscheiden, welche Frage ich als erstes stellen möchte. Find ich super. Liebe ich. Wenn ich dann hingegen mal auf Tinder swipe, habe ich fast Bedenken von einem Mann angeschrieben zu werden, weil ich da kaum noch Lust drauf habe. Also los geht’s, girls!

Pluspunkte gibt es zudem, weil Sprachnachrichten und Bilder sowie Videos versendet werden können. So muss nicht direkt die Plattform dafür gewechselt werden, sondern man kann noch ein bisschen auf der App verweilen. Vom Videochatten brauchen wir gar nicht erst anfangen. Zu Corona-Zeiten auf jeden Fall die richtige Lösung, wenn man noch ein bisschen Abstand halten möchte.

Jetzt stellen wir uns aber einmal vor, dass jemand gerne sexy Bilder versenden möchte und die andere Person diese vielleicht gar nicht sehen möchte. Immer schön an den Konsens denken! Bei sogenannten Dick Pics erscheint auf Bumble der Disclaimer „Foto könnte anzüglich sein“ mit einer durchgestrichenen Aubergine. Beim Klicken auf das Foto kann man dann selbst entscheiden, ob man das Foto sehen oder die Person melden möchte. Find ich super, endlich keine Dicks mehr, die man nicht sehen möchte.

Ein kleines Manko gibt es trotzdem: Dieser Disclaimer erscheint nicht bei Videos. Bei weiterem Durchstöbern des Internets wird deutlich, dass dabei nicht alle Dick Pics als solche erkannt werden. Allerdings, und das ist wohl das Wichtigste, immerhin gibt es diese Funktion bei Bumble und ich liebe es! Gerade in der feministischen Debatte rund um Konsens leistet Bumble zumindest in dieser Richtung schon großartige Arbeit.

Bridgerton (1. Staffel)

Tja, eine neue Serie auf Netflix und ich musste sie natürlich gucken. Und dieses Mal mal wieder etwas aus einem anderen Jahrhundert. Nach Grey’s Anatomy eine neue Serie von Shonda Rhimes.

Ich fand Grey’s Anantomy eine Zeit lang echt gut, bis immer mehr Charaktere aus der Serie gestrichen wurden. Seitdem hat die Serie einen fahlen Beigeschmack bei mir bekommen. Umso mehr also eine Chance für Bridgerton mich vom Gegenteil zu überzeugen. Und ja, was soll ich sagen? Ich kann nicht leugnen, dass ich nach der ersten Folge schon direkt hin und weg bin. Ich kann nur hoffen, dass Shonda Rhimes nicht auch aus dieser Serie zwölf Millionen Staffeln macht. Auch wenn die Serie eigentlich auf einer Romanreihe von Julia Quinn beruht, so hat für mich Shonda Rhimes ein bisschen einen schlechten Beigeschmack. Aber ich lasse mich jederzeit vom Gegenteil überzeugen, genauso wie hier.

So, das vorneweg. Worum geht es denn eigentlich in Bridgerton? Grundsätzlich geht es um Daphne Bridgerton. Aber es geht auch um die ganze Familie Bridgerton. Daphne wird von der Königin unter den heiratsfähigen jungen Frauen als Diamant auserkoren, während ihr Bruder Anthony sie irgendwie nicht unter die Haube lassen möchte, obwohl sie Anwärter hat. Auf einem Ball trifft sie dann zufällig auf den Herzog. Dem Herzog wird ebenfalls nahegelegt, sich bald zu verloben und zu heiraten. Er wird darüber hinaus von den Müttern anderer heiratsfähiger Frauen belagert. Kurzerhand beschließen Daphne und der Herzog Simon so zu tun, als hätten sie sich verliebt, um Daphnes Ansehen und ihre Anwärter zu steigern und der Belagerung der Mütter gegenüber dem Herzog zu umgehen.

Dennoch ist die Serie gefühlt ein Abklatsch von jeder Serie, die ich kenne, und jedem Film, den ich kenne. Es ist eine Mischung aus dem Film Pride and Prejudice und Gossip Girl. Die anfängliche Abneigung zwischen den zwei Hauptcharakteren und die mysteriöse Klatschpresse, welche uns wohl aus dem Off durch die Serie führt. Und ja, das stört mich. Zudem finde ich es minimal störend, dass viele der jungen Männer noch moderne Haarschnitte tragen. Aber vielleicht ist diese Mischform aus historisch und modern und Übertreibung auch mal genau das Richtige. Es ist schließlich nicht historisch, sondern mit Humor und Fiktion unterlegt. Es ist Historie gemischt mit Moderne.

Ich bin ziemlich glücklich, dass der Cast irgendwie toll ist und hauptsächlich aus weiblichen Darstellerinnen besteht. Penelope ist einfach süß, die Mutter von Daphne ist hübsch, die ganze Familie von Daphne ist gutaussehend. Vom Herzog brauche ich gar nicht erst anfangen. Wie kann man denn so heiß sein? Die Brüder sind sympathisch, die Schwestern sind sympathisch, die ganze Familie und die Charaktere sind sympathisch. Ganz viel Sympathie. Und die Kostüme sind der Hammer.

SPOILER Ich kann leider nicht jeden Charakter ansprechen, weil es wirklich zu viele sind. Aber verdammt, wie kann der Herzog denn so heiß sein? Ich bin perplex, wie perfekt dieser Charakter aufgezeigt wird. Auch wenn er seine aggressive Seite bezüglich seiner Vergangenheit hat und ich bis zuletzt auch ziemlich genervt davon war, dass er diesen Pakt mit sich selbst geschlossen hatte. Come on, das hat ihn irgendwie unsympathisch gemacht, zumal es dieses klassische Klischee war, dass der perfekte Hauptcharakter eine dunkle Vergangenheit hat.

Hinzu kam, dass ich Daphne irgendwann auch nicht mehr verstanden habe, weil sie sich beim Sex quasi gegen Simon wendet, indem sie beim Sex oben ist und dadurch eine Schwangerschaft provoziert, was ja gegen seinen Willen sprach. Fand ich wirklich nicht okay. Da hätte sie lieber vorher mit ihm kommunizieren sollen, als so einen Mist durchzuziehen. Denn was sie macht, ist quasi eine Vergewaltigung. Halt stop, es ist eine Vergewaltigung. Dass er sie vorher angelogen hat, dass er keine Kinder zeugen kann, sei mal dahingestellt (das hätte sie schließlich vorher ansprechen können). Daphne war dabei auch deutlich bewusst, dass sie dabei etwas gegen seinen Willen tut. Darüber hinaus wird das Problem auch nicht näher in der Serie behandelt, sondern einfach mit der Tatsache von Simons Lüge überschattet, die hier wichtiger zu sein scheint. Traurig.

Die mysteriöse Klatschpresse aka Lady Whistledown aka Gossip Girl…äh ups, falsche Serie, Moment… Anfangs dachte ich, dass die „Ziehmutter“ des Herzogs Lady Whistledown ist, ehe mir zunehmend klar wurde, dass es nur Penelope sein kann, weil sie bei jeder Gelegenheit dabei war und häufig dem Thema von Eloise ausweicht, welche Lady Whistledown entlarven möchte. Ein bisschen schade fand ich es dennoch, dass bereits am Ende der ersten Staffel die Identität von Lady Whistledown aufgezeigt wird. So hätten wir wenigstens in weiteren Staffeln mit Eloise weiter ermitteln können.

Ich liebe Eloise. Sie ist so sympathisch und gibt der ganzen Serie einfach mal einen kleinen Knick und Kick. Sie ist frech, mag die Stereotypen und Rollenbilder nicht und die Etikette findet sie auch abscheulich. Und sie schreibt Tagebuch. Wäre doch schön, wenn es in der zweiten Staffel um die Saison mit Eloise geht und sie auch der Liebe verfällt sowie hinter die Identität von Lady Whistledown beziehungsweise Penelope kommt.

Ach und mein lieber Anthony. Dich finde ich auch so gutaussehend und einfach sympathisch. Dass es mit Siena Rosso nicht geklappt hat, war zwar traurig, aber irgendwie auch nicht weiter schlimm. Ich wünsche mir für ihn trotzdem eine neue Frau, denn mit Siena konnte ich nicht richtig warm werden.

Dass die Namen der Bridgerton-Kinder in alphabetischer Reihenfolge sind, ist mir erst aufgefallen, nachdem ich darauf hingewiesen wurde. Anthony, Benedict, Colin, Daphne, Eloise, Francesca, Gregory und Hyacinth. SPOILER ENDE

Die ganze Familie Bridgerton ist einfach von Grund auf sympathisch. Jeder Bruder und jede Schwester und auch die Mutter sind so individuell wie möglich und haben alle ihre eigene Geschichte, sodass man unbedingt wissen will, wie es weiter geht. Zudem finde ich es auch klasse, dass auch Schauspieler unterschiedlichster Hautfarbe und Herkunft mitspielen. Gefällt mir super.

Also ja, ich empfehle die Serie schlussendlich gerne weiter. Sie hat was und es ist seit langem mal wieder eine Serie, wo ich mich auf nachfolgende Staffeln freue. Ich wäre dementsprechend also auch bereit weiterzugucken. Daphne ist mir dabei zwar nicht unbedingt wichtig, aber ich will wissen, wie es um meine anderen Lieblinge bestellt ist.

Das Damengambit (1. Staffel)

Dass ich neben all dem Unistress überhaupt zum Serien gucken komme beziehungsweise gekommen bin, ist mir echt ein Rätsel. Da kann ich ja von Glück reden, dass da mal wieder was gutes produziert wurde.

Also hier eine Kurzzusammenfassung, ehe es wieder ans Eingemachte geht: Elizabeth Harmon verliert ihre Eltern, um dann in einem Waisenhaus aufzuwachsen. Dort lernt sie das Schachspielen. Punkt, Aus, Ende. That’s it. Spaß beiseite: Elizabeth entwickelt sich zu einer der ersten weiblichen Schachspielerinnen, die gegen Männer antritt und dabei außerordentliches Können beweist. Das ganze spielt in den Fünfziger- bis Sechziger-Jahren.

Nach den ersten zwei Minuten der ersten Folge bin ich schon hin und weg. Endlich mal wieder eine Serie, die gut zu sein scheint. Doch was ist da dran?

Und falls es noch keiner wusste: Die Kleidung aus den 50er- und 60er-Jahren sind so schön! Können wir das vielleicht wieder einführen?

SPOILER

Nachdem Beth endlich adoptiert wird und ihr komischer neuer Vater quasi wegzieht und die neue Mutter Alkoholkrank wird, frage ich mich eigentlich jede Sekunde, wann sie stirbt. Fand ich doch etwas offensichtlich, dass dies passieren würde. Und was genau ist eigentlich mit dem Vater? Nicht nur dem Adoptivvater, der plötzlich weg ist (war das früher so üblich?), sondern auch der echte Vater. Wenn ich das richtig verstanden habe, stand doch der Vater damals vor der Tür der Mutter und sie packt daraufhin ihre Sachen und begeht auf der Brücke mit ihrer Tochter den Selbstmord mit dem Auto (oder wer war da der Typ beim Wohnwagen, wobei die Mutter den Vater ja noch einmal besucht und ihr gesagt wird, dass sie gehen soll?). Auch wenn Beth diese Abweisung gegenüber der Mutter durch den leiblichen Vater erfahren hat, frage ich mich, warum sie ihn nicht mal gesucht hat. Oder dass der Vater sie durch ihre Berühmtheit und dem Aufzeigen in den Zeitungen sie nicht mal sucht. Der Adoptivvater war ja auch so ein Mensch für sich. Wobei ich mir da wirklich mehr Hintergrundinfos gewünscht hätte. Wo ist der hin? Was macht der? Wieso will er plötzlich das Haus? Nur um an Geld zu kommen?

Dass Dudley Dursley aus Harry Potter mitspielt, war auch eine schöne Überraschung. Musste erst einmal googlen, woher ich den Schauspieler kenne, wo er mir doch so unangenehm bekannt vorkam. Wie dem auch sei, ich habe daraufhin gefiebert, dass sie sich küssen, wobei ich ja eher auf Townes gehofft hatte. Die ganze Sache mit Harry (Dudley Dursley) fand ich dann doch etwas komisch. Schön, dass er sie für die Uni verlässt, um dann doch irgendwie wiederzukommen. Von all den Männern, die ich mir für Beth gewünscht hätte, wäre es Harry nicht geworden.

Ach, wie schön war das denn bitte den Schauspieler, der nie altert (Thomas Brodie-Sangster), und den deutschen Schauspieler Jeremy Mockridge aus „Die wilden Hühner“ zu sehen? Richtig nostalgisch hier, mir gefällt der Cast. Und wie schön Benny und Beth doch zusammen passen würden. Ich mag Benny. Harry hingegen eher weniger. Und for real: Benny is kinda hot. Ich schaue ihn mir so gerne an mit seinen verwegenen Haaren. Hach. Dass aber Benny nicht mal die Eier in der Hose hat, ihr zu sagen, dass er sie mag. Dabei war das doch kinda obvious. Aber – um das Klischee zu bedienen – Benny hat nur lockere Sachen und deshalb passt es halt einfach nicht. Ja, ich habe gerade meine Augen verdreht. Und er hat es nach dem Sex auch ordentlich verkackt, wenn man das mal so sagen darf. Zwischenzeitlich dachte ich, dass Benny zu ihr fliegen und sie aus ihrer üblen Lage holen würde, umso schöner, dass es dann Jolene aus dem Waisenhaus war.

Darüberhinaus hat mich der Tod von Mr. Shaible ein bisschen mitgenommen. Wirklich schön, dass sie nach all den Jahren wieder zurückkehrt und Abschied von ihrem Schachlehrer und dem Waisenhaus nimmt. Wobei es schön gewesen wäre, wenn sie gezeigt hätte, wie Beth auch anderen das Schachspielen beibringt. Da es aber nur eine Miniserie ist, müssen wir wohl davon absehen.

Während Beth allerdings auf Townes abfährt und ich anfangs wirklich dachte, dass die beiden so cute zusammen wären, stellte sich dann später heraus, dass Townes wohl eher auf der anderen Seite fährt. Das habe ich aber auch irgendwie gar nicht verstanden, weil Townes zwar Besuch von dem anderen Mann bekommt, sich gleichzeitig irgendwie an Beth ranmacht, sie dann seperate Wegen, sie sagt, dass sie in ihn verliebt ist und am Ende schließen sie sich so in die Arme, dass ich mein eigenes Gehirn angezweifelt habe. Und dann sagt Townes, dass er ihre Freundschaft vermisst hat. Ich weiß, dass es nicht wichtig ist, wer auf welches Geschlecht steht, aber hier war ich einfach nur verwirrt. Umso schöner, dass alle Verflossenen von Beth am Ende zusammenarbeiten und ihr bei ihrem Sieg gegen den Russen Borgov helfen.

Des Weiteren hätte ich mir gerne gewünscht, dass der Titel der Serie „Das Damengambit“ (The Queen’s Gambit) innerhalb der Serie besser herausgearbeitet wird. Denn letztendlich ist es Beths Strategie, mit welcher sie gegen den Endgegner Borgov (der bei amerikanischen Serien und Filmen natürlich immer Russe ist) gewinnt. Funny story, dass viele Szenen aus Russland eigentlich in Berlin gedreht wurden.

SPOILER ENDE

Nie im Leben hätte ich gedacht, dass Schach so spannend sein kann. Aber eigentlich wusste ich das ja schon nach dem Buch von Stefan Zweig „Die Schachnovelle„. Endlich mal wieder Frauenpower in einer wirklich guten Serie! Nur dass das Feministische nicht im Vordergrund steht. Es geht hier ums Aufwachsen, Scheitern, Mut, Eigeninitiative und Freundschaft. Und Schach natürlich. Aber in spannend! So traurig, dass es sich hierbei nur um eine Miniserie handelt, sodass wir leider nicht auf eine Fortsetzung hoffen können. Aber das finde ich diesmal auch wirklich richtig schön. Das Gesamtpaket reicht und passt mir. Schaue sie mir gerne wieder an. Und bitte, bitte, kann mir jemand Schachspielen beibringen?

Die Telefonistinnen (5B Staffel / 6. Staffel)

Mit diesem letzten Blogpost nehme ich Abschied von den Telefonistinnen in Spanien. Ich werde Euch zutiefst vermissen.

Da sind wir wieder back im game in Spanien. Acht Monate später bei den Chicas del Cable. Wie wir bereits wissen, trifft Lidia zum letzten Mal (da es die letzte Staffel der Telefonistinnen ist) auf Doña Carmen, die Mutter von Carlos. Der Spanische Bürgerkrieg ist zuende und Spanien befindet sich in einer Diktatur. Zum Vergleich: In Deutschland beginnt 1939 der Zweite Weltkrieg. Da Lidia sich in Carmens „Lager für Umerziehung“ befindet und Lidia ihr ein Dorn im Auge ist, setzt Carmen natürlich alles daran, dass auch Lidias Freundinnen in das Lager kommen.

Kleiner Geschichtsexkurs 2.0, um den Inhalt der Staffel überhaupt zu verstehen: Diese „Lager für Umerziehung“ oder Umerziehungslager waren für „Andersdenkende“ vorgesehen, welche nicht der politischen Macht entsprachen. In Spanien beziehungsweise in diesem Fall waren das Menschen, die sich für die gegnerische Opposition einsetzten (Republikaner) und nicht dem Regime dienten oder dienen wollten.

Ich habe mich sehr viel aufgeregt. Ich war sauer und wütend. Und zuletzt nicht minder traurig. Außerdem habe ich nach dem Ende die ganze Nacht nicht schlafen können. Das sagt ja eigentlich schon alles. Deshalb nehme ich hiermit meinen letzten Schmerz zusammen, um über die Handlung der letzten Staffel zu berichten SPOILER:

Ja, ich bin sehr sauer gewesen, als El Cedro Pablo und Julio verrät. Dann war ich zusätzlich noch sauer, dass El Cedro das tut, weil er auf Marga abfährt und sie ihn nicht will, um dann seinem besten Freund in den Rücken zu fallen. Was ist falsch mit ihm? Und dann wurde ich wütend und traurig zugleich, als Julio erschossen wird. Ja, ich bin sehr sauer. Und vielleicht etwas enttäuscht. Mein Julio ist tot. Ich habe allen Grund unfassbar geschockt zu sein, dass ein weiterer toller und liebervoller Charakter von uns gegangen ist. Zwischenfrage: Was ist aus El Cedro geworden? Der müsste nach der Sache mit Romero ja immer noch leben, denn mit nach Bordeaux ist er ja nicht gekommen, oder? Davon aber mal abgesehen, muss ich zugeben, dass Pablo/Julio im Gegensatz zur vorherigen Staffel um einiges heißer geworden ist. Holy guacamole!

Kommen wir zu Carmen, wenn wir schon von den ganzen Toden sprechen, die in dieser Staffel vorgefallen sind. Zunächst: Sie will Kinder verkaufen? Warum hat diese alte Frau so einen Knacks weg? Wie bereits vermutet, kommt natürlich auch Carlos‘ Schwester Elisa wieder auf die Spielbühne. Wer hätte es gedacht. Dass aber weder Carmen noch Elisa den gefaketen Abschiedsbrief infrage stellen, war etwas kurios. Erst als Lidia überzeugt, dass Carlos sich niemals das Leben genommen hätte, wird den anderen beiden auch langsam mal bewusst, dass Carlos so etwas niemals getan hätte. Unglaubhaft, dass sie das vorher nicht infrage gestellt haben, aber okay. Außerdem auch etwas unglaubhaft, dass sich die ersten Folgen keiner auch nur ansatzweise für Carlos‘ Tod interessiert hat. Etwas unlogisch, oder? Schön, dass Carmen aber immerhin zur Besinnung kommt, als Romero Elisa ausversehen erschießt und Carmen damit keinen weiteren Grund in ihrem Leben sieht, als bei ihren Kindern zu sein. Danke, dass sie Lidia hilft, auch wenn ich ihr bis zuletzt nicht trauen konnte. Für manche ist der Selbstmord vielleicht der einfachste und feigste Tod. Ich halte ihn für den stärksten, den Carmen für sich wählt. Denn schließlich blieb ihr nichts mehr außer der Tod.

Kurz bevor Romero im Sarg lebend verbuddelt wurde, hatte ich komischerweise dieselbe Idee. Dieser Charakter hatte keinen einfachen Tod verdient. Verdammt, klingt das fies und hart.

Da Marga im achten Monat schwanger ist und ebenfalls in das Lager von Carmen kommt und diese ihr neugeborenes Kind verkaufen möchte, sind die Schwierigkeiten schon vorprogrammiert. Umso schöner, dass Carmen zur Besinnung kommt und Marga gemeinsam mit Pablo am Telefon ihren kleinen Julio zur Welt bringt. Diese Geburt war unglaublich mitreißend. Ich hatte Tränen in den Augen und war auf das Tiefste ergriffen. Mein Pablo ist endlich Papa geworden.

Schön, dass Philippe & Sofía wieder zueinander finden und Sofía weiterhin eine Rolle gespielt hat (und nicht aus dem Drehbuch gestrichen wurde). Auch wenn sie vielleicht ein bisschen die Rolle ihrer Mutter ersetzt hat. Aber das soll nicht weiter wichtig sein.

Witziger Punkt zwischendrin: Die Schauspielerin der Camilla ist uns bereits aus Soy Luna bekannt. Der Moment, wenn Telenovela auf feministische Serie trifft.

Zum Abschied sag ich leise sch***e. Nachdem Francisco den Spurt seines Lebens hinter sich gebracht hatte und die Parallele zur Vergangenheit zu einem Kreislauf wird und sich Lidia und Francisco als ewige Liebende zueinander finden, ach wie war das schön, da hätten wir doch fast an ein Happy End geglaubt. Und dann ging es nur noch bergab. Erneut wird der Zug angehalten und die Chicas stellen sich als Hauptverantwortliche, um die Fahrbahnsperrung aufzuheben und eine Weiterfahrt zu ermöglichen. Carlota und Oscar haben zuvor quasi den Waisenjungen Martin adoptiert und nach einer kurzen Trennung im Laufe der Serie wieder zueinander gefunden. Pablo und Marga sind eine glückliche kleine Familie. Eva und Sofía geht es auch gut mit Philippe und Francisco. Es ist ein herzzerreißender Abschied und natürlich hoffen wir auf ein Ende, sodass alle wieder zueinander finden. Long story short: Philippe soll den Zug weiter fahren, sobald diese Schranke geöffnet wurde. Keiner weiß, ob die letzten vier verbliebenen Chicas zurückkommen werden. Die Männer und Kinder werden auf das wichtigste und beste vorbereitet. Nachdem es die Chicas schaffen, die Fahrbahnblockierung zu beheben, rennen sie in ihren engen Bleistiftröcken und hohen Absätzen auf den Gleisen dem Zug hinterher. Da stellt sich die Frage, warum Philippe ohne unsere Chicas von dannen fährt. Weil es dann ein Happy End geworden wäre. Vielleich hätte man das Ende offen lassen können: Sie schaffen es die Schranke zu öffnen und dann einfach ein Cut. Aber so war das Ende leider nicht. Der Zug fährt ohne unsere Chicas weg, welche von der Polizei erneut angegriffen werden und sich in einem kleinen Bahnhaus verschanzen, welches beschossen wird.

Nun das ergreifende Ende: Die vier Chicas verlassen dieses Häuschen mit ihren Pistolen gemeinsam. Der weitere Plot ergibt, dass sie ihr Leben dort ließen und erschossen wurden. Der Zug mit den geretteten Frauen und Kindern aber soweit ihr Ziel erreichte. Zumindest können wir uns sicher sein, dass ein wichtiger und liebevoller Hauptcharakter überlebt und das ist Pablo. Meine Freundinnen und starken Feministinnen sterben durch den spanischen Staat. Ein Kampf, der leider dort ein Ende nimmt. Aber ein Sieg für alle Geretteten. SPOILER ENDE

Die geschichtliche Einordnung ist top. Die Charaktere sind klasse. Die Spannung ist atemberaubend. Und das Ende weltklasse. Ich bin sauer, traurig und glücklich zugleich. Ich hätte mir kein besseres Ende wünschen können, als dieses halbe Happy End.

Diese Serie widmet sich genau der richtigen geschichtlichen Thematik. Das Leid während und nach dem Krieg. Die Telefonistinnen als Beispiel für all jene (Menschen und) Frauen, die während des Krieges ihr Leben lassen mussten. Ich zitiere:

„Mutige, selbstlose, stolze Frauen. Frauen, die kämpften und noch kämpfen, für Gleichberechtigung und Freiheit für die Menschen. Hiermit ehren wir sie.“

Kapitel 42: Ende

Und hiermit ehre ich sie auch.

Die Telefonistinnen (5A Staffel)

Willkommen im Jahre 1939 in Spanien zum Spanischen Bürgerkrieg. Die Chicas del Cable sind mal wieder am Start. Wie bereits in der letzten Staffel angekündigt, würde Sofía, die Tochter der verstorbenen Ángeles, eine besondere Rolle spielen.

Kurz vorweg eine kleine Geschichtsexkursion: Der Spanische Bürgerkrieg fand von 1936 bis 1939 statt. Dabei kämpften die Republikaner gegen die Faschisten oder die Faschisten gegen die Republikaner. Wie man’s nimmt. Der Sieg der Faschisten sollte auf jeden Fall verhindert werden. Durch die Unterstützung von Faschisten und Nationalsozialisten (aus Italien und Deutschland, 1939 ging bei uns ja auch der zweite Weltkrieg los) schafften es die rechtsgerichteten Putschisten unter General Franco zur Macht und aus der Republik Spanien wurde eine Diktatur.

Wie wir wissen, ist Lidia mit Francisco, Eva und Sofía (die Tochter von Ángeles) nach Amerika abgezischt und ließ unseren heiß geliebten Carlos in Madrid zurück, da er eine beschissene Mutter hat. Die Handlung der letzten Staffel „Die Telefonistinnen“ sieht also folgendermaßen aus: Sofía geht nach Spanien, um sich dort am Krieg zu beteiligen und an der Front als Frau zu kämpfen. Lidia kann ihre „Tochter“ natürlich nicht in den Krieg ziehen lassen, weshalb sie zurück nach Madrid geht und dort auf ihre Freundinnen trifft. Marga und Pablo sowie Carlota und Oscar sind immer noch glücklich (den Umständen entsprechend, schließlich ist seit drei Jahren Krieg) zusammen.

Der erste Teil der fünften Staffel war ja schon mehrere Ausraster wert. Deshalb meinerseits nun hier die Handlung von 5A (SPOILER):

Ja, wir wissen, dass Lidias Fortgehen vor fünf Jahren unter aller Sau war und sie Carlos Eva vorenthielt, weshalb er auch absolut das Anrecht hat sauer auf sie zu sein. Meiner Meinung nach zumindest. Deshalb ist es auch absolut nachvollziehbar, dass er noch immer nachtragend ist. Dass er dann aber auf Rache spielt, uff, kann ich einerseits verstehen, andererseits auch etwas bescheuert. Wenn er Lidia, Eva und Sofía auch nur ansatzweise respektieren würde, hätte er Sofía nicht in den Krieg ziehen lassen und die Serie wäre nach der ersten Folge zuende gewesen.

JA, JA, JA! Meine Gebete wurden erhört. Julio ist zurück! Ich habe ihn ja so unglaublich vermisst und dachte schon, dass er komplett aus dem Drehbuch gestrichen wurde, aber hey, endlich ist der süße Schelm wieder da. Und was war das für ein Gefühl, dass Marga schwanger ist und sie dachte, dass sie ihren Mann verloren hätte und dann kommt er mit seinem Zwillingsbruder zurück. Danke, dass wir hier wenigstens ein Happy End hatten. Ich kann mir kaum vorstellen, wie schlimm das gewesen sein muss, seinen Partner im Krieg zu verlieren (sei es durch Tod, Gefangenschaft oder ungeklärtem Verschwinden).

Dieser Amerikaner stört mich, der soll doch nur die Fronten zwischen Carlota und Oscar verhärten. Die viel wichtigere Frage dabei ist: Steht Carlota auf den Kerl oder ist das nur aus beruflichen Zwecken? Und wird Carlota mit dem Amerikaner nach Berlin gehen und Oscar alleine zurück lassen? Ich hoffe nicht. So sehr ich Carlotas Werdegang auch supporte, so sehr möchte ich aber auch, dass Oscar und Carlota an ihrer Beziehung arbeiten und wieder „normal“ miteinander verkehren können. Für das Aufgreifen des Akzeptierens der eigenen Körperidentität (wie bei Oscar) gibts Pluspunkte. Dass der eine Typ Oscar/Sara vorschreibt, wie sie das Zimmer verlassen soll, da Transsexualität nicht akzeptiert wird, spricht ganz klar gegen die damaligen Zeiten und macht zusätzlich noch sehr wütend, da wir wissen, dass es heutzutage immer noch Menschen gibt, die diese Tatsachen nicht akzeptieren können.

I’m not gonna lie, ich bin kurz vor dem Ausraster und Nervenzusammenbruch schlechthin gewesen, als dieser Commandant Romero (oder was auch immer der ist) Carlos erschießt und es wie Selbstmord aussehen lässt. Mein Carlos ist tot. MEIN Carlos wird nie seine Tochter kennenlernen. Ich liebe meinen Carlos. Was war das bitte für eine schöne Liebeserklärung an Lidia, als sie zusammen in dieser Zelle waren. Ich fasse es einfach nicht. Und mal Butter bei die Fische, ist Francisco schuld an Carlos Tod? Vielleicht habe ich mal wieder nicht alles mitbekommen, aber warum fährt Francisco dahin (also klar, um die beiden abzuholen) wenn Romero kommt und die beiden verhaftet. Hat Francisco Romero geschickt? Da er ja zuvor am Telefon nach dessen Namen gefragt hatte? Hätte nicht der Schmierlappen Francisco stattdessen sterben können? Carlos hat so viel mehr für Lidia geopfert, die beiden waren immer füreinander da und haben so viel zusammen durchgemacht und jetzt bin ich einfach nur unfassbar traurig, dass Carlos so gekillt wurde. Mein Vorschlag: Lass es nur ein Traum von ihm gewesen sein.

Und bitte, was ist denn das für ein beschissener Cliffhanger, dass Lidia und die Mutter von Carlos aufeinander treffen werden. Ich dachte, die wäre bereits weg vom Fenster. Holen wir am besten gleich noch Carlos‘ Schwester dazu, damit die letzte Staffel noch mal alle Übeltäter beisammen hat. Don’t get it. Das gefällt mir einfach nicht, da hätte man sich etwas sinnvolleres überlegen können, anstatt die Mutter wieder auszugraben. Ganz ehrlich. SPOILER ENDE

Ich erhoffe mir für den letzten Teil ein genaueres Aufgreifen des Krieges. Also wir wissen ja bereits, dass danach die Franco-Diktatur kam, aber wie wird das bei der Serie umgesetzt werden? Und viel wichtiger: Wie wird diese Serie enden? Wer wird noch sterben? Wie wird es mit den Chicas und Chicos weiter gehen? Ich liebe diese Serie von ganzem Herzen, da dabei so viel Adrenalin ausgeschüttet wird, wichtige Themen, wie Feminismus, Politik, Freundschaft und Krieg behandelt werden. Ich zähle jetzt die Tage, bis der letzte Teil der Staffel erscheint.

Hier können wir uns zumindest schon einmal den Trailer für die letzten Folgen anschauen. Daraus lässt sich zumindest entnehmen, dass SPOILER Carmen, die Mutter von Carlos, Lidias Freundinnen ebenfalls in dieses Frauengefängnis (oder was das auch immer sein soll) holt und sie sich gegenseitig aus dem Weg schaffen wollen. Carlota ist zumindest nicht nach Deutschland gegangen und immer noch mit Oscar zusammen. Zudem ist Marga hochgradig schwanger und die letzten Folgen spielen somit um die sieben Monate nach den jetzigen Folgen. Es bleibt also spannend. Dass Sofía nicht im Trailer zu sehen ist, ist etwas schade. Ich kann nur hoffen, dass sie nicht einfach aus der Serie gestrichen wurde, weil sie ja jetzt „unwichtig“ ist. Und lasst natürlich Julio wieder mit dabei sein. Bitte? Danke. Francisco ist natürlich auch wieder am Start und wird mit Lidia wahrscheinlich das End Goal Couple bilden. Carlos bleibt wahrscheinlich so tot, wie er ist. SPOILER ENDE

Sexuelle Belästigung & Gewalt – „Männerwelten“

Kommentar zu „Männerwelten“ von Joko & Klaas

(Der folgende Beitrag enthält sensibles Material. TRIGGER-WARNUNG!)

Es ist der Schlüssel in meiner Hand. Es ist das Handy in meiner Tasche. Es ist das Durchgehen der Selbstverteidigungsübungen.

Können wir für dieses einzige Mal festhalten, dass in der Video-Ausstellung „Männerwelten“ von Joko & Klaas genau das gesagt und gezeigt wurde, was für die Öffentlichkeit bestimmt ist. Danke, dass ihr das Thema der unaufgeforderten Dickpics, sexuellen Kommentare, Sprüche, Übergriffe und Vergewaltigungen von Frauen herausgearbeitet habt. Kurz die wichtigsten Fakten am Rande: Die Hälfte der Frauen in Deutschland wurden schon einmal sexuell belästigt, jede siebte hat schon strafrechtlich relevante Formen sexueller Gewalt erlebt und nur knapp 10% der Vergewaltigungen wurden zur Anzeige gebracht. Ziemlich schockierend, oder?

In dieser Video-Ausstellung führt uns Sophie Passmann zunächst durch eine Ausstellung über Dickpics, welche durch die sozialen Medien versendet werden können, und macht darauf aufmerksam, dass diese nach §184 StGB rechtlich gesehen strafbar sind. Die Ausstellung führt weiter in das Thema der digitalen Belästigung und Gewalt ein. Dabei sind Kommentare unter Videos, Beiträgen, Fotos oder private Chats (Instagram, Twitter, WhatsApp) auch Teil digitaler Belästigung. Ich selber kann aus Erfahrung zu diesem Bereich sprechen. Ich kann mich daran erinnern, wie ich unaufgefordert ein Dickpic zugeschickt bekam. Ich wollte dieses Bild zu 500% nicht sehen und habe es trotzdem erhalten. Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich ihn eventuell sogar anzeigen. Auch sexuelle Belästigung kann Teil des Online-Datings sein. Das Medium, egal welches ich nutze, und die Männer, welche darauf angemeldet sind, haben dabei nicht das Recht mich mit schmutzigen Kommentaren zu kontaktieren, geschweige denn mich als etwas zu bezeichnen, was ich nicht bin. Einer kontaktierte mich in der ersten Nachricht mit den Worten „Du bringst mich gleich zum kommen. Wie geht es dir? Du bist so heiß. Ich komme gleich. Damn.“ Ja, damn, dass bei ihm im Kopf scheinbar nicht alles richtig läuft.

Joko & Klaas Ausstellung begleitet von Sophie Passmann zeigt weiter das Verhalten gegenüber Moderierenden, Journalist*innen und Personen des öffentlichen Lebens auf, welche über das Internet mit Bodyshaming, Gewaltandrohungen und Machtgewalt ständig konfrontiert werden müssen. Aber nicht nur öffentliche Personen erfahren solche Androhnungen. In einem weiteren Teil der Ausstellung berichten Frauen über ihre Erfahrungen mit sexueller Gewalt und Belästigung außerhalb des virtuellen Raums. Also sexuelle Übergriffe in der wirklichen Welt. Ich kenne dies vor allem durch das Nachpfeifen (als wäre ich ein Hund?!) oder das Nachbrüllen und Beschleunigen aus dem Auto heraus. Passiert häufig Nachts oder in der Dämmerung. Sicher fühle ich mich dadurch jedenfalls nicht. Dazu gehören aber auch tatsächliche Übergriffe durch körperlichen Kontakt. Leider weiß ich, wie oft ein Nein einem kein Gehör verschafft.

Der Beitrag endet mit der Aussage, dass Vergewaltigungen nichts mit der Kleidungswahl zu tun haben. Etwas Langes oder gar Kurzes zu tragen, gibt niemandem das Recht übergriffig zu werden oder gar zum Sex zu zwingen. Das Video endet mit einer sehr wichtigen Botschaft und wirbelt Staub rund um das Thema auf.

Es ist erschreckend zu sehen, wie viele Frauen sexuelle Belästigung erfahren haben oder „müssen“ und dass das Video sich so schnell verbreitet hat. Dass diese Alltagserfahrung kein Märchen, sondern ernsthafte Realität ist. In meinem weiblichen Freundeskreis wurde das Video in sämtlichen Instagramstories geteilt und mir sogar persönlich mehrfach zugeschickt.

Ich würde mir so sehr wünschen, dass es bei der Polizei einen größeren Bereich geben würde, welcher sich nur auf Anzeigen und Personen aus dem Internet, welche solche Bilder und Nachrichten schreiben und verbreiten, spezialisiert hat. Dass vermehrt herausgefunden wird, wer dahinter steckt, sodass die Fallzahl und vor allem die Dunkelziffer abnimmt. Schließlich gibt es die Mittel den Online-Verfasser ausfindig zu machen, ist nur eine ziemliche Arbeit.

Zudem ein wirkliches herzliches Danke an alle Frauen des Videos, die bereit waren über ihre Erfahrungen zu reden. Außerdem an die beiden Männer Joko und Klaas, ohne die das Video nicht so weit an die Öffentlichkeit gekommen wäre. Danke, dass sich auch Männer für uns Frauen einsetzen und uns Gehör verschaffen!

Einen kleinen Kritikpunkt gibt es aber dennoch: Unglücklicherweise waren nur weiße Frauen in dem Video zu sehen. Wenn man Frauen aus anderen Ethnizitäten (z.B. People of Color, Queer, mit Behinderung) mit hinein gebracht hätte, hätte man zusätzlich zum Feminismus und Sexismus auch noch den Rassismus anprangern können. Das wäre irgendwie „schön“ gewesen. Letztendlich gibt das Video aber einen ersten Impuls und setzt weitere Möglichkeiten und Optionen zur inhaltlichen Verbesserung.

Ich bitte hiermit, von Frau zu Frau und von Frau zu Mann (der umgekehrte Fall tritt nämlich auch auf, auch wenn in kleinerer Zahl), Fotos, Kommentare, Belästigungen und Vergewaltigungen zur Polizei zur Anzeige zu bringen. Es ist schwer, ich weiß. Doch könnte ich die Zeit umdrehen, dann hätte ich es gemacht. Jetzt ist der Zeitpunkt konsequent und stark zu sein. Sich Hilfe zu suchen ist keine Schwäche.

Für alle Frauen, die das Thema in ernsthafter Weise betrifft, seien hier noch einmal die Telefonnummern und Adressen genannt:

Was ist eigentlich…?

Ja, was ist das eigentlich, dieses Leben? Was beschäftigt uns? Was ist aktuell? Was können wir nicht loslassen? Welches Thema schwirrt in unserem Kopf herum?

Das ist es, was es eigentlich ist.

Diese Kolumne beschäftigt sich mit Erklärungen, Definitionen, Erfahrungen und Fakten von Themen, die einfach da sind.

Was ist eigentlich…dieser Feminismus? Dieser Sexismus? Dieses Ghosting? Dieses Tinder? Ja, was ist das eigentlich alles?

Zum Nachlesen, Verstehen, Widersprechen, Überdenken. Für mehr Verständnis und Hintergrundwissen.

Was ist eigentlich dieser Sexismus?

Der Begriff Sexismus vom englischen Wort „sex“ als biologisches Geschlecht (auch wenn Sex im Deutschen eigentlich das Wort des Geschlechtsverkehrs bedeutet), umfasst  das (un)bewusste Diskriminieren des Geschlechts. Dazu gehört auch die Ungleichverteilung zwischen Mann und Frau. Unter dieser Diskriminierung der Sexualität fällt auch sexualisierte Gewalt oder sexueller Missbrauch sowie Vorurteile gegenüber eines Geschlechts. Beispielsweise „Frauen sind das schwache Geschlecht“ ,“Frauen gehören an den Herd“ oder „Männer können keine Gefühle zeigen“.

Dazu gehören auch gewisse Geschlechterrollen, wie „der Mann muss den ersten Schritt machen“. Also dass ein Geschlecht dem anderen in irgendeiner Art und Weise unterworfen ist, weniger Rechte hat. Weiteres Beispiel: „Frauen müssen sich um die Familie kümmern, Karriere macht der Mann“. Was natürlich alles völiger bullshit ist.

Sexismus finden wir nicht nur auf der Straße und im Alltag. Ganz häufig werden wir mit Sexismus in der Werbung konfrontiert, wenn die Nacktheit eines Menschen nichts mehr mit dem Verkaufsprodukt zu tun hat und geschmacklos wird. Daran wird übrigens auch der Sexismus in der Werbung gemessen, inwieweit Bilder oder sexualisierte Sprüche noch etwas mit dem Produkt oder der Dienstleistung zu tun hat.

Es ist das soziale Ungleich zwischen den Geschlechtern. Die Thematik kam erst 2013 so richtig mit dem Hashtag #aufschrei auf, dass es sich dabei um ein Alltagsphänomen handelt.  Was wirklich erschreckend ist, dass Sexismus im Alltag Platz findet. Unter diesem Hashtag, genauso wie unter #metoo, befindet sich das Aufmerksam machen auf sexistischen Erfahrungen, welche durch den Hashtag aufgezeigt und Aufschrei erregen sollen. Vor allem der Weinstein-Skandal 2017 und die daraus resultierende MeToo-Bewegung hat für mächtig Aufmerksam gesorgt.

Der Sexismus gehört zum Feminismus und ist (leider) nicht wegdenkbar. Geschlechterrollen sind sexualisiert, Werbung ist sexualisiert, alles hat überall und ständig mit Sex, Nacktheit, Macht und/oder Unterdrückung zu tun. Grundsätzlich ist Sexismus aber sch***e. Hart formuliert, aber mit viel Wahrheit gesagt.

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