Queen Charlotte (1. Staffel)

Endlich die Bridgerton Vorgeschichte zur Königin Charlotte, die in den Büchern leider nicht vorkommt. Nach den ersten Bridgerton Staffeln stellte sich vorallem die Frage, warum der Gemahl der Königin verrückt und „weggesperrt“ ist.

Charlotte (Sophie Charlotte von Mecklenburg-Strelitz) kommt aus einer deutschen Kolonie, dem Ort Mirow, und wird dem König George III. von England und Irland versprochen. Da ihr nichts über ihn bekannt ist, versucht sie zunächst am Hochzeitstag über eine Mauer zu fliehen. Bei dem Fluchtversuch trifft sie nichtsahnend auf selbigen und entschließt sich letztendlich doch ihn zu heiraten. Dabei sind ihr Diener Brimsley und ihre Hofdame Lady Agatha Danbury stets an ihrer Seite. Es wird also nicht nur die Geschichte von Königin Charlotte, sondern auch von Lady Danbury und Brimsley sowie Violet Bridgerton erzählt und angerissen. Nach der Hochzeit möchte George getrennt von Charlotte schlafen und sie bemerkt, dass die beginnende Ehe doch nicht so rosig ist, wie das erste Zusammentreffen.

In verschiedenen Rück- bzw. Vorblenden wird der Kontrast zwischen der Vergangenheit und Gegenwart von Charlotte aufgezeigt, welche gegenwärtig versucht, ihre Kinder dazu zubringen zu heiraten, sodass das Erbe und die Monarchie gesichert werden kann. Da Queen Charlotte auf wahren Begebenheiten beruht: Ja, es gab sie wirklich und King George III. ist der „Mad King“ von damals, aus welcher Reihe dann später Queen Victoria, die erste Königin Englands nach neuem Gesetz, stammte (später das heutige Haus Windsor, Tochter von Edward und Victoria). Durch viele verschiedene Verheiratungen besteht eigentlich ein fortwährendes Band zwischen englischen und deutschen Königshäusern, da vorwiegend zwischen den beiden Ländern eingeheiratet wurde.

As always SPOILER ahead:

Prinzessin Augusta, Mutter von George, hat ein „kleines Experiment“ organisiert, was dazu führen soll, dass auch schwarze Menschen in der Oberschicht einen Adelstitel zugeschrieben bekommen und in einen höheren Stand der Gesellschaft kommen. Das Experiment gab es nicht wirklich, thematisiert aber aus heutiger Sicht die Rassismus-Debatten bezüglich der Hautfarbe und Herkunft. Dementsprechend bekommt Lady Agatha Danbury mit ihrem unglaublich alten Gatten die Titel Lady und Lord (mit Land und Haus) zugeschrieben. Das gleiche passierte damals auch der Familie des Duke of Hastings (Simon aus der 1. Staffel), vormals Basset. Die neue kleine Tochter von Daphne und Simon durften wir übrigens auch in einer Szene ganz kurz kennenlernen, als Violet deutlich macht, dass Anthony und Kate noch in den Flitterwochen sind.

Charlotte ist 17 Jahre alt, als sie George heiratet (historischer Fakt) und sie bekommen über die Jahre 15 Kinder (ebenfalls Fakt). Mozart darf sogar auch einen Auftritt haben. Charlottes Diener Brimsley steht auf Männer und beginnt eine Liaison mit dem Diener von George (Reynolds). Das erste Mal hätte ich tatsächlich losgeheult, als Brimsley und Reynolds miteinander tanzen und in der Zukunft Brimsley alleine seine Tanzschritte vollführt. Was ist aus Reynolds geworden? Ist er tot oder gegangen?

Da George unter Krampfanfällen und wahnhaften Zuständen zum Himmel und der Venus leidet, soll Dr. Munro mit einer „Gesprächstherapie“ weiterhelfen, die absolut keine ist. Dr. Munro geht davon aus, dass Georges Nerven falsch vernetzt sind, was auf seinen Status als König zurückzuführen sei, weshalb eine Art Unterwerfung Heilung bringen soll. Der echte George soll damals an einer Stoffwechselerkrankung (Porphyrie) gelitten habe, welche aber heute umstritten ist. Es wird eher davon ausgegangen, dass er eine bipolare Störung hatte, weil er auch mitunter zwei verschiedenen Handschriften schrieb. Ich dachte tatsächlich zunächst an Panikattacken, da sowohl Dr. Munro als auch Charlotte ihn mit Worten beruhigen können. Grundsätzlich ist seine Krankheit wahrscheinlich psychisch mit physischer Ursache gewesen. Der echte George und wie wir wissen auch der George in der Serie litt mit zunehmenden Alter an Demenz (und bekam deshalb den Tod seiner Frau zwei Jahre vor seinem Tod wahrscheinlich gar nicht mit).

Auch der echte George war dem Landleben hingezogen und wurde deshalb „Farmer George“ genannt. Und ganz ehrlich: Ich hab’s geliebt. Ich mochte in der Serie jede einzelne Erzählung über die Liebesgeschichte zwischen Charlotte und George. Dass er zwar König ist, aber zuhause nur George. Just George. Es hat sich alles so echt angefühlt und so unperfekt perfekt.

Die Geschichte um Lady Dabury und Violets Vater war sehr wild, aber auch irgendwie schön. Dass Agatha wieder sie selbst werden durfte (oder es herausfand) ohne Mann und sich trotzdem in jemanden verliebte, den sie nicht haben konnte. Dass Violet dies nach sehr vielen Jahren herausfand und ohne etwas genaues zu sagen, beide wussten, was das Unaussprechliche war.

By the way: Erinnert sich noch jemand daran, dass Eloise in der 2. Staffel Bridgerton, als sie vor die Königin tritt, behauptet, dass sie Smaragde den Diamanten vorziehen würde und die Queen ihr da zustimmte? Wenn man genau hinschaut, sieht man, dass Charlotte in der Szene, wo George und sie sich vor dem Himmel unter dem Bett verstecken, Smaragde trägt. Also sehr bedeutsame Überschneidungen. Gleichsam wie, dass der alte Basset damals Lady Danbury dazu „verpflichtet“, dass sie für die Erhaltung der schwarzen Minderheit in der Oberschicht zuständig ist, aber ihr kein bisschen Dank damals noch zu Kindheitstagen von Simon gut spricht.

Das Ende hat mich dann komplett zerrissen. Die Szene unter dem Bett hat mir echt das Letzte gegeben. Ich habe geweint, weil es so schön und traurig zugleich war. I mean:

„You did not go over the wall.“

„No, George. I did not go over the wall.“

Queen Charlotte, Staffel 1 Episode 6

SPOILER ENDE

Unglaublich traurig, dass es nur sechs Episoden waren. Ich hätte noch ewig weitergucken können. Diese Serie war rundum perfekt. Das Aufgreifen von Geschichte und psychischen Krankheiten sowie unterschiedlicher Hautfarbe war super und wichtig. Die Charaktere im Vergleich zur „Gegenwart“ von Bridgerton waren perfekt aufeinander abgestimmt. Jede Person hat ihre eigene Geschichte (wo auch noch weiter ausgebaut werden könnte). Ich würde natürlich auf eine weitere Staffel hoffen, um noch weiter auch die anderen Charaktere in Augenschein zu nehmen und die historischen Gegebenheiten bezüglich der weiteren Heirat und Kinder bei Edward und Victoria und schließlich der ersten Monarchin Englands auf fiktiver Weise beizuwohnen. Wie wäre es mit einem Wechsel: Immer zwei Staffeln Bridgerton und eine Staffel Queen Charlotte dazwischen? Gleichzeitig würde mir auch eine Staffel Queen Charlotte reichen, es war wirklich ein absolutes Highlight. Es hat mich richtig gecatched.

Grundsätzlich wird in der Serie die Frage nach dem „Was wäre wenn es eine schwarze Königin gegeben hätte?“ aufgeworfen. Gleichzeitig macht es aber umso spannender, dass die Serie kurz vor der Krönung von Charles III. erschien und die Frage nach einer Monarchie und einem Wandel nur allzu deutlich macht.

Erstelle eine Website wie diese mit WordPress.com
Jetzt starten