„Was macht die Liebe?“

Meine Oma und ich haben ein sehr gutes Verhältnis zueinander. Wenn ich mit ihr telefoniere, erzähle ich ihr dann auch häufig, wie es mit den Männern läuft. Welches Sternzeichen sie haben, dies das. Kurzer Scherz (or not). Ich erzähle ihr von meinen Dates und was die Unterschiede ihrer und meiner Generation sind. Wie man sich eben heutzutage kennenlernen kann.

Witzige Anekdote vorweg: Meine Oma hat das gleiche Sternzeichen wie ich, was vielleicht auch der Grund dafür ist, dass wir uns so gut verstehen. Mein Opa war Sternzeichen Wassermann. Und genau deshalb ist meine Oma auch immer total into it, wenn ich selbst einen Wassermann kennenlerne. Vielleicht waren wir beide auch deshalb so auf diesen einen Mann letztes Jahr fixiert, weil er eben dieses Sternzeichen trägt (und ich witzigerweise richtig viele mit dem Sternzeichen Wassermann im Online-Dating kennengelernt habe und am längsten mit diesen Kontakt (und (zwischenmenschliche) Beziehungen) hatte. Da läufts einfach.)

Jetzt kam der Moment, wo meine Oma und ich wieder telefonierten und sie mich irgendwann in der Mitte des Gesprächs fragte, was eigentlich die Liebe macht. Ich glaube, wenn ich ihr gesagt hätte, dass ich momentan „Männer-Fasten“ mache, hätte sie mich gefragt, ob ich auf den Kopf gefallen bin. Ich bin vielleicht nicht auf den Kopf gefallen, aber angehauen habe ich ihn mir dieses Jahr trotzdem, haha. Wie dem auch sei, jedenfalls sagte ich ihr, dass mit der Liebe momentan nichts ist. Jetzt müsst ihr euch vorstellen, dass sie am Telefon nickte, weil ich direkt nachschob „Ich mache mir da gerade keinen Druck“. Ich weiß, dass sie das versteht. Aber ich weiß auch, dass sie beim nächsten Telefonat wieder fragen wird, ob ich jemanden kennengelernt habe. Sie will Stories hören. Und ich glaube, dass sie dennoch tief im Herzen nicht versteht, dass man auch alleine glücklich sein kann. Und noch tiefer in ihrem Herzen möchte sie wahrscheinlich in ihrem Leben noch den richtigen Menschen für ihre Enkelin kennenlernen, um sagen zu können „Das passt“ und „Eure Sternzeichen passen auch zusammen“. Damit sie weiß, dass ich den Richtigen gefunden habe. Damit sie zumindest einen weiteren Freund ihrer Enkelin kennengelernt hat, der sie mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht bei der Begrüßung ableckt und küsst oder sich auf komische Art und Weise einschleimt.

In meinem Inneren möchte ich ihr natürlich gerne wieder Kennenlern-Geschichten bieten können und mir ihre vermeintlich gut gemeinten Ratschläge anhören. Ich weiß auch, dass ich für jegliches Kennenlernen wieder emotional offen bin (I mean, war ich vorher ja auch, aber das „Männer-Fasten“ hat Gutes bewirkt, damit ich mich einmal auf mich konzentriere). Ich will nicht sagen, dass ich mich gegen irgendwelche Treffen sträube, aber ich will mir gerade den Druck nehmen, dass irgendetwas als „Date“ bezeichnet werden muss oder auf ein festes Label hinausläuft. Ja, klar, ich suche etwas Fixes und Ernstes, aber gerne mit dem Hintergrund, dass man sich entspannt kennenlernt, um zu gucken, ob es passt. Und nicht vor dem Hintergrund, dass der Druck ab dem ersten Treffen besteht, dass beide etwas Ernstes suchen und deshalb auch direkt etwas Ernstes entstehen muss, weil ja beide dasselbe suchen und finden möchten.

Also, was macht denn jetzt eigentlich die Liebe? Tja, natürlich ist sie allgegenwärtig. Gerade zwar nicht zu jemandem fixen, aber hauptsächlich zu mir selbst. Denn seien wir mal ehrlich: Auch die Selbstliebe darf man nicht vergessen. Und die ist bei mir wieder auf 99 Prozent gestiegen, weil ich mich ernsthaft mit mir selbst auseinandergesetzt habe. Die Liebe macht wie immer sehr viel. Vorallem die Liebe zu mir selbst. Ohne Narzissmus selbstverständlich. Einfach nur meine eigene Vollständigkeit.