Erst dachte ich, dass es eine 30-60-90 Regel geben würde, um jemanden loszulassen. Dann las ich irgendwo, dass es 15 Monate und drei Wochen dauert, um über jemanden hinweg zu kommen und einen Abschluss zu finden. Irgendwie eine lange Zeit, aber gleichzeitig im Vergleich zu einer Lebenszeit auch wieder nicht. Ich dachte, dass das nicht sein kann, denn seien wir mal ehrlich: Wer stellt sich denn danach den Wecker und wartet so lange? Tja, ich habe jetzt etwas herausgefunden.
Ende 2020 sagte ich zu jemandem Lebewohl, der seitdem noch all die Monate in meinen Gedanken war. Er ist, so hoffe ich zumindest, glücklich vergeben. Noch immer. Wir werden wahrscheinlich nie wieder Kontakt zueinander haben und das ist auch komplett richtig so. Im Sommer 2021 besuchte ich „seine“ Stadt und verließ sie und ihn damit auch ein letztes Mal. Ich dachte, dass das unser Abschluss gewesen sei. Natürlich habe ich danach noch an ihn gedacht. Irgendwann stellte ich seine Story auf Instagram auf stumm. Always protect your heart (and mind). In diesem Jahr ließen die Gedanken langsam von ihm ab und schließlich lernte ich jemanden kennen, der mir irgendwie seitdem im Gedächtnis bleibt. Genau 15 Monate und drei Wochen waren vergangen, als ich eine Einladung zu einem Geburtstag bekam, der genau in „seiner“ Stadt stattfinden soll. Nicht der Wunsch nach ihm, sondern ganz viele Erinnerungen kamen hoch. Ich konnte die ganze Nacht nicht einschlafen. Ich wurde von meinen Gedanken geplagt. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich ihm über den Weg laufen könnte, geht gegen Null. Das ist mir klar. Ich hatte mir gesagt, dass ich in seine Stadt nicht mehr zurückkehren möchte, weil dort der Abschluss liegt. Jetzt werde ich zurückkehren und vielleicht dort neue Erinnerungen pflanzen.
Eine weitere Woche nach der Einladung sah ich, dass er eine Story bei Instagram hochgeladen hatte. Ich sah sie mir an und sah ihn. Sah ihn mit seiner Freundin. Und das allererste Mal fühlte ich einfach nichts. Neutralität. Keine Zuneigung, keine Abneigung, keinen Schmerz. Einfach nur Neutralität. Fünfzehn Monate und drei Wochen habe ich darauf gewartet und habe nun losgelassen.